Heyoka
Spieler, Lehrer, Heiler

Der Heyoka (Heyoehkah). Der Narr als Wandler und Verbündeter. In die Tradition der nordamerikanischen Indianer eingebunden, ist der Heyoka (Heyeohkah) nicht nur der Clown, auf den sich Erwachsene wie Kinder wegen seiner Possen, seiner absurden Kleidung, seiner komischen Gesichter und seines Grenzen sprengenden Spieles freuen. Er ist auch der universelle, Weise und wohlwollende Narr, der zugleich Spieler, Schamane und Lebenslehrer ist. Er lehrt den Fluss des Seins.

Bei den Cheyenne nannte man sie Hohnuhk'e (Gegenteile), sie taten genau das Gegenteil von dem, was gesagt wurde. Forderte man einen Hohnuhk'e auf, zu gehen, kam er näher. Wollte er seine Zustimmung äußern, sagte er ,,nein". Das Abzeichen der Hohnuhk'e waren die Donnerbögen, denen besondere spirituelle Kräfte zugeschrieben wurden. Um selbst ein Hohnuhk'e zu werden, musste man einen Hohnuhk'e um seinen Donnerbogen bitten, wobei dieser damit aufhörte selbst ein Hohnuhk'e zu sein. Außer im Kampf durfte ein Donnerbogen niemals den Boden berühren. Geschah es trotzdem, bedurfte es einer Reinigungszeremonie. Die Erneuerung oder Reparatur eines Donnerbogens war nur zu den Zeiten möglich, wenn die heiligen Pfeile erneuert wurden. Die Hohnuhk'e waren sehr angesehen, es gab jedoch meist nur 2 oder 3 von ihnen im ganzen Stamm. Im Kampf waren Sie gefürchtete Gegner, keine wusste wie sie reagierten. Bei einem Rückzug in der Schlacht sollen sie das Gegenteil getan haben und sich in den ausweglosen Kampf gestürzt haben. Dieser Mut, muss die Feinde beeindruckt haben und konnte auch einen Schlachtverlauf ändern. Wobei die Kämpfe der Indianer eher einem kleinen Scharmützel entsprechen, als einer Schlacht im europäischen Sinn. 
Die Hopi-Indianer haben vier verschiedene Clown-Clans. Diese haben traditionsgemäß drei Aufgaben:
Sie sind die Stimmungsmacher im Stamm, die alle mit Possen zum Lachen bringen; sie sind die Lehrer und Erzieher der Kinder durch Spiel; sie dürfen sich über Heilrituale, Heiltänze, überhaupt alles, was heilig ist, und das Verhalten der Stammesmitglieder lustig machen. Der Heyoka erschafft dadurch Ordnung, Frieden, Gesundheit und Verbundenheit, wandelt die Energie und ist Freund und Spiegel, ein echter Verbündeter für die Mitglieder der Gemeinschaft.

Der Clown ist seiner sozialen Stellung nach sowohl ein Zugehöriger der Dorfgemeinschaft, als auch ein von ihr Ausgeschlossener. Bei den Sioux war die Position des Heyoka dadurch bestimmt, dass ihm die höchste aller Visionen, nämlich die des Donnerwesens, zuteil wurde. Ihm wurde dadurch eine höhere Einweihung zuteil als dem Medizinmann oder Tierpriester, wie zerlumpt der Clown auch herumlief. Von allen Stammesmitgliedern bekam er Respekt. Aufgrund seiner Vision hat der Clown jede Angst vor Schuld, Strafe und Isolation überwunden, wie auch vor Schmerzen, Krankheit und Tod. Im Schöpfungsmythos der Jicarilla-Apachen war es der Trickser, der die Menschen aus dem Dunkel der Erde ans Licht der Sonne führte. Mit seinem entsetzlichen, unmenschlichen Lachen soll er dabei alle Krankheiten vertrieben haben.

Alles, was er in seinem Spiel tut, zielt darauf ab, die Menschen zum Lachen zu bringen, damit sie sich selbst spüren und von festgefahrenen Einstellungen und Konzepten loslassen. Er dreht die Rituale um oder übertreibt sie maßlos. Er tut alles, um die Selbstgefälligkeit und Vorurteile seiner Mitmenschen aufzudecken um mit Lachen zu heilen und zu ermutigen. Er ist der unachtsame, heillose Fresssack, der „Hanoclown“ der Hopi-Indianer, der ohne Manieren und mit viel Genuss Wassermelone und was er sonst noch kriegen kann, in sich stopft. Er stolpert über die eigenen Füße. Er ist einfältig und naiv und posaunt seine Ängste und seine Meinung in die Welt hinaus.

Er ist der Ausdruck körperbetonter Lebendigkeit, - einer, der handelt. Einer, der auf seine Spontaneität und seine Liebe zum Extremen vertraut. Er kennt die Angst und geht auf sie zu. Er hat den Mut, fassungslos dazustehen und sucht in der Katastrophe die Lösung. Er kann in die Welt der Anderen steigen, in ihre Verbohrtheiten und Verrücktheiten. Er mimt sie liebevoll und bringt selbst den Leidenden dazu, über das eigene Leid zu Lachen. Er bringt das Lachen und die Lebenslust und festigt das natürliche Sein und die Verbundenheit im Stamm zum Göttlichen. Er hilft abwegige und unverbundene Einstellungen zu bannen und wird als Wandler, Verbündeter und Vermittler zwischen den Welten angesehen.
Sie sind eine einzigartige Erscheinung in der Kultur der Völker der Welt.

KUYI 88.1FM Hopi Radio

Die Gegenteilmänner traten bei sieben Plainsvölkern auf. Bei Sioux, Cheyenne, Comanche, Pawnee, Arikara, Hidatsa, Crow und Ponka. Heyoka wurden sie bei den Sioux genannt.

Mir ist der Heyoka in meiner Clownausbildung bei David Gilmore begegnet und wurde für mich zum Symbol meiner Arbeit. Wir müssen wieder lernen, anders herum zu denken und zu handeln, um gesund zu sein und / oder zu werden.

"Irgendwann musst du dich entscheiden ob du normal oder gesund sein willst?"
Zitat meines Chefs und Lehrers Reinhard Mumm, ehemaliger Chefarzt der Heiligenfeld Klinik Waldmünchen.

Die sogenannten "normalen" Werte unserer Gesellschaft greifen nicht mehr, angesichts steigender Zahlen von psychisch kranken Menschen und immer mehr Kindern mit Schulschwierigkeiten, Ausbildern die klagen, dass sie keine Jugendlichen mehr bekommen die auch Ausbildungsfähig sind. In unserer Authistisch anmutenden Gesellschaft müssen wir wieder lernen, uns gegenseitig zu nähren. Miteinander reden, um uns zu begegnen statt nicht reden, um uns nicht zu begegnen.

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